Seiteninhalt
Der Fuchs und seine Lebensräume
Der Rotfuchs wird im deutschen Sprachgebrauch meist als Fuchs bezeichnet und ist die einzige Fuchsart in Deutschland. Er zählt zur Familie der sogenannten „hundeartigen“ Raubtiere und ist dem Menschen aufgrund seiner hervorragenden Anpassungsfähigkeit in die Nähe der Großstädte gefolgt. Ein Vulpes vulpes wird 15 Jahre alt und wiegt im Erwachsenenalter rund 6 Kilogramm. Er ernährt sich von Wirbellosen, Aas, Baumfrüchten und Kleinvögel und hat einen 400 mal besseren Geruchssinn als Menschen. In der Natur sind Füchse bis auf die Zeit der Jungtieraufzucht Einzelgänger und jagen stets alleine. Aktiv ist der Rotfuchs hauptsächlich während der Dämmerung und in der Nacht. Am Tag sieht man ihn kaum. Als Nahrungsopportunisten haben die Tiere keine großen Ansprüche an ihren Lebensraum und können fast überall überleben. Die anpassungsfähigen Überlebenskünstler leben in Feldern und Wäldern und suchen ihr Essen hauptsächlich in Obstgärten, auf Wiesen, in Äckern und manchmal auf Bauernhöfen. In den zurückliegenden Jahrzehnten hat der Rotfuchs zunehmend seinen Weg in die menschlichen Siedlungsgebiete gefunden. Er findet in Städten und Dörfern hervorragende Lebensbedingungen vor und ernährt sich bevorzugt aus Mülltonnen. Seinen Bau legt der Fuchs außerhalb des menschlichen Lebensraums in seinem natürlichen Lebensraum an. Die Baue nutzen die Füchse als Unterschlupf, zur Aufzucht ihrer Jungtiere und als Kinderstube. Ihre natürlichen Feinde sind Wölfe, Uhus, Luchse und Parasiten. Letztere sind für den Fuchs besonders gefährlich und stellen im Falle des Fuchsbandwurms eine große Gefahr für den Menschen dar.
Fuchsbandwurm – eine gefährliche Bedrohung für Menschen
Forscher beschäftigen sich mit dem Fuchsbandwurm schon seit vielen Jahren. Er überträgt eine heimtückische Erkrankung, die für den Menschen im schlimmsten Fall tödlich endet. Die kleinen Würmer können sich zu Zehntausenden im Dünndarm des Rotfuchses aufhalten und fügen dem Tier keinen Schaden zu. Sie machen es sich im Darm des Wirtes bequem und ernähren sich von dessen halb verdauten Mahlzeiten. Die Würmer kümmern sich im Grunde nur um ihre eigene Fortpflanzung und werden von den Füchsen nicht bemerkt. Durch den Kot der Füchse gelangen die Eier der Fuchsbandwürmer wieder ins Freie und dadurch beginnt ein gruseliger Zyklus.
Aussehen & Merkmale
Der Echinococcus multilocularis zählt zu den kleineren Vertretern der Bandwürmer und erreicht in der Regel eine Länge von 1,4 bis maximal 3,4 Millimeter. Der Kopf (Scolex) des Fuchsbandwurms besitzt 4 Säugnäpfe samt Haken mit denen er sich an der Darmwand seiner Opfer befestigt. Die Haken sind in 2 Ringen angeordnet, die jeweils bis zu 18 Häkchen haben und maximal 34 Mikrometer lang sind. Die äußeren Häkchen sind etwas länger als die Häkchen im Inneren. Der Körper des Fuchsbandwurms unterteilt sich in mindestens 2 bis maximal 6 segmentähnliche Körperabschnitte, die als Proglottiden bezeichnet werden. Der letzte Körperabschnitt ist deutlich größer als die anderen Proglottiden und macht fast die Hälfte des Körpers aus. In jedem Körperabschnitt befindet sich ein Satz von Geschlechtsorganen. In diesen werden zuerst Spermien und im späteren Verlauf Eier produziert. Die Geschlechtsöffnung (Genitalporus) befindet sich in den vorderen bis mittleren Körperabschnitten.
Vorkommen und Ausbreitung
Der Fuchsbandwurm benötigt Haupt- und Zwischenwirte und ist somit an deren Lebensräume gebunden. In Europa kommt der Bandwurm am häufigsten in der Schweiz (vor allem im Kanton Thurgau) und in Deutschland (Schwäbische Alb) vor. In Asien finden sich die Würmer in Russland, Japan, China, Türkei und Iran. In Nordamerika reicht das Vorkommen von Kanada bis Alaska. Innerhalb seines Verbreitungsgebiets hängt das Vorkommen und die Häufigkeit des Bandwurms von mehreren Faktoren ab. Besonders wichtig sind die Populationsdichte der Wirte und deren individuelle Empfänglichkeit. Aus diesen Gründen verteilt sich der Bandwurm inselartig in seinen Verbreitungsgebieten.
In einigen Regionen, wie beispielsweise in Südwestdeutschland, sind rund 70 Prozent aller Rotfüchse vom Fuchsbandwurm befallen. Bei Untersuchungen der städtischen Fuchspopulation wurde in der Landeshauptstadt Stuttgart eine Befallsrate von nur 20 Prozent ermittelt. In Oberbayern waren es 27 und in Zürich 48 Prozent. Seit Ende vom 20. Jahrhundert breitet sich der Fuchsbandwurm stark in Europa aus. Die größte Ursache für die starke Ausbreitung ist die vielfach zunehmende Populationsdichte des Rotfuchses. Aufgrund der geringeren Bejagung und der erfolgreichen Impfprogramme gegen Tollwut hat dessen Population seit den 80er Jahren deutlich zugenommen. Da die Füchse immer mehr städtische Räume besiedeln, gelangt der gefährliche Fuchsbandwurm um einiges näher an die Menschen.
Lebenszyklus & Zwischenwirte
Der Lebenszyklus des Fuchsbandwurms beginnt, sobald er sich im Dünndarm seines Endwirts niedergelassen hat. Indem der Wurm seinen letzten Proglottiden abstößt, kann er jeden Tag maximal 200 Eier in den Darm legen. Die Eier gelangen anschließend mit der Kotausscheidung in die Umwelt. Sie sind kältebeständig und können notfalls über viele Monate infektiös bleiben. Wurden die Eier von einem Zwischenwirt aufgenommen, löst sich deren Kapsel auf und dadurch werden die Larven freigegeben. Diese durchdringen die Darmwand und gelangen zur Leber und in Ausnahmefällen in Herz, Milz oder Lunge. Dort bildet sich im Rahmen des zweiten Larvenstadiums erst eine und mit der Zeit immer mehr Finnen. Infolgedessen entsteht dann eine Larvenstruktur, die das gesamte Wirtsgewebe infiltriert. Nach 2 bis 4 Monaten folgt das dritte Larvenstadium und in diesem werden in den Finnen Protoscolices gebildet. Aus diesen entstehen neue Larven. Mit der Zeit wird der Zwischenwirt immer schwächer und stellt dadurch eine leichte Beute für den Rotfuchs dar. Frisst dieser den Zwischenwirt, beginnt der Lebenszyklus des Fuchsbandwurms von Neuem.
Der Rotfuchs gilt als Hauptwirt (Endwirt) für den Fuchsbandwurm. In zirkumpolaren Regionen befällt der Fuchsbandwurm den Polarfuchs. Zusätzlich können Wölfe, Kojoten, Haushunde und ganz selten Wild- sowie Hauskatzen betroffen sein. Die Parasiten befallen noch viele andere Tiere als Zwischenwirte. Der Echinococcus multilocularis findet sich im Körper von zahlreichen Nagerarten, wie zum Beispiel von Mäusen. Bei diesen führt eine Infektion nach wenigen Monaten zu einer deutlichen Schwächung oder sogar zum Tod. Die geschwächten oder toten Mäuse werden von den Rotfüchsen gefressen und somit gelangen die Larven des Bandwurms in den Körper des Endwirts. Für den Menschen wäre dieser Kreislauf an sich nichts Schlimmes. Doch leider beschränkt sich der Fuchsbandwurm nicht nur auf Rotfüchse und Nagetiere.
Auch Menschen können sich infizieren
In Einzelfällen kann der gefährliche Bandwurm Menschen befallen und diese mit der gefürchteten Krankheit Alveolare Echinokokkose (AE) infizieren. Dies passiert bisher nur in wenigen Einzelfällen, in den die Betroffenen aus Versehen die Eier des Fuchsbandwurms verschluckt haben. Durch die stetig wachsende Fuchspopulation und deren Lebensraum in der Nähe der Großstädte kann sich die Anzahl an Infektionen in Zukunft deutlich steigern. Die ersten Symptome, die auf einen Befall deuten können, sind hohe Leberwerte und starke Bauchschmerzen.
Menschen, die an Alveolare Echinokokkose erkrankt sind, leiden zusätzlich unter einer sehr hohen Morbidität und müssen eine große psychische Belastung aushalten. Noch vor wenigen Jahrzehnten war eine Diagnose mit AE ein Todesurteil für den Infizierten! Gelangen die Eier des Fuchsbandwurms über Mund und Magen in den menschlichen Darm, wandern die Larven in die Leber. Dort entwickeln sich flüssigkeitsgefüllte, blasenartige Zysten (Finnen). Diese wachsen stark und teilen sich. Der gefährliche Prozess kann 15 Jahre lang andauern und irgendwann ist die menschliche Leber vollkommen durchsetzt. Die Finnen können einen Durchmesser von maximal 20 cm haben. Das Krankheitsbild besitzt eine große Ähnlichkeit mit dem Leberkrebs inklusive Metastasenbildung.
Zum Glück ist nur ein geringer Teil der Menschen anfällig für Alveolare Echinokokkose. Mehrere Studien beweisen, dass hunderte getestete Menschen spezielle Antikörper haben, durch die Zysten nicht entstehen konnten. Zum einen ist der Mensch ein „schlechter Wirt “ für den Fuchsbandwurm und zum anderen sind die Behandlungsmöglichkeiten in der heutigen Zeit besser. Dadurch lassen sich die Finnen meistens in den unkomplizierten, frühen Stadien operativ entfernen oder abtöten. Ist der Befall bereits zu weit fortgeschritten, setzen Ärzte auf die Chemotherapie. Leider müssen die Betroffenen die starken Medikamente bis zu ihrem Lebensende schlucken. Sie hemmen nur das Wachstum der Würmer, töten diese aber nicht.