freilaufende Hühner
Milben sind bei Hühnern ein häufiges Problem – Foto: monticello / depositphotos.com

Vogelmilben, Federmilben und Hautmilben

Hühner werden durch ganz unterschiedliche Milben befallen. Diese können störend sein oder zu massiven wirtschaftlichen Einbußen und Todesfällen führen. Eine der bekanntesten und aggressivsten Hühnermilben ist die Rote Vogelmilbe. Diese befällt genau wie die Nordische Vogelmilbe oder andere Milben nicht nur Hühner, sondern ganz verschiedene Vögel. Es gibt auch Milben, die wirtsspezifisch nur auf diesen oder jenen Vogelarten oder ganz anderen Tiergattungen vorkommen.

Einige Ektoparasiten leben wie die Rote Vogelmilbe im Lebensumfeld ihrer Wirte und gehen nur gelegentlich auf diese. Andere leben die ganze Zeit auf den Hühnern, aber meist nur an bestimmten Stellen. Sogenannte Grabmilben leben als Hautmilben in den Hautschichten der Hühner. Die Sarcoptes Milben leben an den Beinen der Hühner und sind eine Form der Krätze. Die Haut schorft ab, wodurch sich sogenannte Kalkbeine ausprägen.

Federmilben leben in den Federn und schädigen diese oder richten wie die Nordische Vogelmilbe an den Federkielen schwere Schäden an. Auch diese Milben leben auf den Hühnern.

Milbenbefall erkennen

Ein starker Milbenbefall macht sich immer bemerkbar, soll aber möglichst schon früher erkannt werden. Wenn die Hühner unruhiger sind, mehr Zeit mit der Federpflege verbringen, die Federn beschädigt oder ausgefallen sind, dann deutet das auf einen Milbenbefall hin. Der Halter kann gezielt auf die Stellen achten, an denen sich ein Milbenbefall bemerkbar macht. Federkleid, Füße oder typische Milbenverstecke können routinemäßig geprüft werden. Es gibt selbst Milbenfallen, die zur Früherkennung verwendet werden. Es kann auch etwas doppelseitiges Klebeband an die Stellen geklebt werden, an denen die Milben zu den Hühnern hinlaufen würden, um ihren Befall direkt festzustellen.

Das sichere Zeichen für Hühnermilben, andere Parasiten oder eine Erkrankung sind Leistungseinbußen bei den Hühnern. Wenn diese langsamer wachsen, weniger Eier legen oder ungewöhnlicherweise versterben, dann sollte das ein Alarmzeichen sein.

Die Erfahrung zeigt, dass Hühnermilben in bestimmten Situationen überhandnehmen. Bei Hitze kommt die Rote Vogelmilbe hoch, bei mildem Wetter die Nordische Vogelmilbe. Aber auch die Brutsaison von Wildvögeln, Schlechtwetterphasen oder andere saisonale Ereignisse können das Risiko von einem Befall mit Hühnermilben erhöhen. Der Halter könnte auch bei einem Bekannten durch den Stall gehen oder dessen Einrichtung und damit zugleich dessen Parasiten übernehmen. In all diesen Gefahrensituationen kann noch gründlicher nach den jeweiligen Hühnermilben gesucht werden.

Viele Milbenarten

Milben sind eine Unterklasse der Spinnentiere. Ihre Larven haben sechs Beine, aber schon die Nymphenstadien haben wie auch die adulten Milben acht Beine. Es gibt männliche und weibliche Milben. Jede Milbenart hat ihre Eigenarten, ihre Größe, ihr Aussehen und ihre Lebensweise. Rote Vogelmilben, auch Blutmilben genannt, befallen alle erreichbaren Hühner. Nordische Vogelmilben, auch Schwarze Vogelmilbe genannt, befallen häufig nur einzelne Hühner aus der Gruppe, da der absolute Großteil der Milben auf dem Wirt lebt und nicht wandert.

Sobald Milben ihre idealen Rahmenbedingungen vorfinden, werden sie sich schnell vermehren und ihren Wirt möglicherweise töten. Vom toten Wirt wandern sie zu lebenden Wirten. Beispiel: Zu den Vogelmilben gehören die Luftsackmilben, die in den Atemwegen der Hühner leben und schon zu einer Kropfbildung führen können. Ohne schnelle Gegenmaßnahmen sterben die betroffenen Hühner und die Luftsackmilben breiten sich aus.

Zwischenwirte der Milben

Vogelmilben leben dem Namen nach auf Vögeln, nicht aber auf Säugetieren. Diese nutzen sie jedoch als Zwischenwirt, wenn sie gerade keine Vögel vorfinden. Genauso ist es mit anderen Milben, dass diese ihre typischen Wirte befallen, zur Not aber mit Zwischenwirten überbrücken. Gerade die Nordische Vogelmilbe kann schwere allergische Reaktionen beim Menschen verursachen. Ein hygienisches Arbeiten kommt deswegen nicht allein den Hühnern zugute.

Bekämpfung der Hühnermilben

Jede Milbenart muss zuerst identifiziert werden, um dann die geeigneten Bekämpfungstechniken bei anderen Hühnerhaltern oder dem Tierarzt zu erfragen. Doch eines wirkt immer: Gute Haltungsbedingungen.

Biophysikalische Milbenbekämpfung

Wenn der Hühnerstall sich leicht reinigen lässt und Verschmutzungen gar nicht erst ansetzen, dann lassen sich parasitäre Probleme vereiteln oder zumindest in ihrer Schwere abfedern. Vielfach wird der gereinigte Stall mit Kieselgur behandelt, welches Ektoparasiten austrocknet und damit abtötet. Solange die Hühner die Stäube nicht einatmen und es nicht zu intensiv auf ihnen angewendet wird, ist Kieselgur für sie harmlos. Deswegen wird es auch für die Behandlung, aber nicht zur Vorbeugung, auf den Hühnern angewendet oder es wird etwas davon ins Sandbad gegeben.

Chemische Milbenbekämpfung

Für die chemische Bekämpfung werden meist die Wirkstoffklassen der Pyrethoride, Phenolderivate, Organophosphate und Carbamate verwendet. Es stellen sich bei den Hühnermilben jedoch immer deutlicher Gewöhnungseffekte ein. Diese chemischen Wirkstoffe müssen genau nach Anleitung oder in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt verwendet werden.

Biologische Milbenbekämpfung

Einige Öle wie Kokosöl, Rapsöl oder Olivenöl werden ebenfalls zur Milbenbekämpfung verwendet, da sie die Hühnermilben ersticken. Teils werden Raubmilben gegen einen Milbenbefall eingesetzt, wenn dieser noch nicht zu stark ist. Eine weitere Methode zur Bekämpfung der Hühnermilben sind Futterzusätze. Es gibt Fertigfutter, welches Pflanzenextrakte enthält, die das Blut der Wirtstiere für Milben ungenießbar machen. Der Reproduktionskreislauf wird durchbrochen und mit Glück werden die Milben komplett ausgehungert.

Physikalische Milbenbekämpfung

Weil Hühnermilben bei unter -20° Celsius oder über 45° Celsius absterben, gibt es bereits kommerzielle Hühnerställe, die nach einem Leeren auf über 45° Celsius aufgeheizt werden. Die Milben sterben ab und der nächste Schwung kann aufgestallt werden. Das lässt sich jedoch nur für die Käfig- oder Bodenhaltung realisieren. Sobald die Hühner ins Freie können, würde sich der nächste Schwung an den verbliebenen Milben der vorherigen Hühner wieder infizieren. Einfache Hobbyhalter können ihren Hühnerstall kaum flächendeckend aufheizen, womit diese Art der Milbenbekämfpung für sie ausfällt. Doch beim Reinemachen können wenigstens die Flächen abgeflammt werden, wenn wirklich nichts Brennbares mehr da ist.

Prophylaktische Milbenbekämpfung

Neben der guten Hygiene können weitere Faktoren Milben abhalten. Hanfstreu hat den Ruf, dass es Milben fernhält. Werden getrocknete Walnussblätter in das Einstreu gelegt, dann soll auch das die Hühnermilben fernhalten.

Nicht nur Hühnermilben

Neben den Hühnermilben gibt es Läuse und Zecken, die ebenfalls das Geflügel heimsuchen. Kokzidien, Würmer, Nematoden oder Salmonellen befallen die Hühner genau wie virale Erkrankungen von Innen. Geht es den Hühnern nicht gut, dann müssen es nicht immer Hühnermilben sein. Auch andere Parasiten oder Krankheiten können den Hühnern zusetzen oder diese sogar töten.